Bildeinblendung07.06.19 – Tag 5
Rappbode-Talsperre – wenn die Brücke schwingt

Marion lässt es sich nicht nehmen, mit Tobi durch die Wildnis ins Klosterhotel zum Frühstücksbuffet zu wandern. Ich nutze lieber den fahrbaren Unterstand, KIA genannt und stelle mich gähnend vor die Ampel, die den Verkehr über die marode Brücke regelt. Der Hotelparkplatz innerhalb der Hotelmauer ist überfüllt und ich parke auf dem Platz außerhalb der Mauern. Im Klosterhof wandeln Braut und Bräutigam zu den Anweisungen des Fotografen zum Hoteleingang. Die Entdecker warten respektvoll und wünschen dem Paar alles Gute. Der Frühstückssaal ist gut mit Hochzeitsgästen gefüllt, die wahrscheinlich hier übernachtet haben. Ein freundlicher Riesenhund mit weiblichen unachtsamen Gast an der Leine, möchte mein Frühstück vernaschen.

Kurz bevor er meinen Teller erreicht, kann ich ihn umlenken und die Hundebesitzerin freundlich um Rücknahme ihres Hundes bitten: „Nimm den Hund von meinem Teller“.
Das Wetter soll wieder besser werden, deshalb hat mein Schatz etwas Besonderes für mich ausgesucht. Oberhalb der Stadt Oberharz am Brocken gibt es die höchste Staumauer Deutschlands, die die Rappbode zum Rappbode Stausee staut.
Über die Landesstraße 96 erreichen wir den 219 m langen Tunnel und fahren hindurch. Bei der Ausfahrt aus dem Tunnel befinden wir uns auf der Staumauer. Einen Parkplatz finden wir etwas oberhalb der Mauer mitten im Wald. Das ist gut, denn ich muss schon eine Ewigkeit pinkeln. Ich werde den Frevel begehen und einige Meter in den Wald schreiten, mir einen hübschen Baum aussuchen und der Wirkung meiner Tabletten freien Lauf lassen. Gesagt getan, als ich mich erleichtert umdrehe und wieder aus dem Wald schreite, lächelt mich einige Meter entfernt ein junges Pärchen an. Erwischt. Ich lächele zurück und spiele den Waldschrat.
Die Entdecker müssen einige hundert Meter bergab zurück zur Staumauer gehen, um den eigentlichen Grund des Besuches zu erreichen. Vor uns, rechts der Staumauer hängt die insgesamt 483 m lange Seilbrücke. Sie überspannt frei schwebend 458,5 Meter und gehört damit zu den längsten Fußgängerhängebrücken der Erde. Meine Fotoseele schreit auf. Marion bleibt mit Tobi freiwillig auf festem Boden und ich werfe 6 Euro in den Kassenautomat um danach die Zugangssperre zu öffnen. Vor mir geht ein Trupp übermütiger Männer, die es nicht lassen können, die Brücke in Schwingung zu versetzen. Daher gestalten sich die ersten Meter etwas seegangsmäßig. Die Typen schreiten aber schnell voran und ich bin nur noch dem normalen Schwingen der Brücke ausgesetzt. Die Bewegungen der Brücke erfordern für Fotos und Videos machen einen stetigen Hüftschwung meinerseits. Die 100 Meter Höhe in der die Brücke hängt, ermöglicht einen grandiosen Blick. Es sind nicht allzu viele Wagemutige auf der Brücke, die für 200 Personen ausgelegt ist. Nicht für 200 Personen wie meiner einer, denn die 200 dürfen nur 80 Kilo wiegen, na ja, im Durchschnitt. Ich erreiche etwas Plattformähnliches. Eine Menschenansammlung schaut interessiert nach unten. Neugierig, wie ich bin, frage ich, was es gibt. Eine robuste Lady meint: „Ich springe gleich“, worauf ich antworte, „aber nur einmal“.
Gemeint hat die Lady aber nicht den lebensmüden freien Sprung von der Brücke, sondern den Sprung, gut gesichert, am 65 Meter langen Seil. Bungeesprung extra tief. Ein Pendelsprung, den ich nicht haben muss. Hochgezogen werden die mutigen Springer übrigens nach dem Sprung mit einer Seilwinde.
Ich setze meine Brückenbegehung fort. Ein pfeifendes, surrendes Geräusch, verbunden mit Schreien aus einer Mischung von Entsetzen, Lust, Angst, Begeisterung und Spaß lässt meinen Blick suchend ins Tal schweifen. Ich kann zwei fliegende Motorradfahrer sehen, die von der Bergstation quer über die Flüsse zum unteren Ufer auf der anderen Seite rauschen. Natürlich sind es keine Motorradfahrer, es sind Menschen in Sicherheitsausrüstung an einem Gurtsystem hängend, die Megazipline hinunterrasen. Diese Doppelseilrutsche überspannt 1000 Meter, dabei werden 100 Meter Höhenunterschied überbrückt. Entsprechend schnell ist die „Fahrt“.
Okay, auch nichts für mich. Ich mache auf der Mitte der Brücke noch ein Rundumvideo, bevor ich mich wieder auf nicht schwingenden Boden begebe.
Marion und Tobi warten schon auf mich. Noch ein letzter Blick von der Staumauer, dann gehen wir zurück zum Waldparkplatz.

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